Verwendung von Plastikabfällen im Straßenbau?

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Antworten von Jean-Michel Michou (Eurobitume France) auf Fragen der INSA-Universität in Lyon

INSA Lyon: Erzeugt die Bitumenindustrie Müll? Wie wird er behandelt?

Jean-Michel Michou, Eurobitume France (J-MM): Unsere Industrie erzeugen keine Abfälle. Bitumen und bitumenhaltige Materialien sind im Allgemeinen sogar zu zu 100% recyclierbar. Tatsächlich werden Asphaltstraßen wiederverwendet, was innerhalb der EC Abfall-Hierarchie sogar eine Stufe höher liegt. Man muss wissen, dass Bitumen in erster Linie ein Bauprodukt ist, das strengen Qualitätsstandards und den Anforderungen CE-Kennzeichnung unterliegt.

INSA Lyon: Fragen zu Straßen aus Plastik: Glauben Sie, dass dieses Material interessant ist? Ist es eine Innovation? Warum?

J-MM: Das wissen wir nicht, da wir in Frankreich derzeit keine seriösen Studien dazu vorliegen haben.

INSA Lyon: Würden Sie auf einer solchen Straße fahren? Warum?

J-MM: Meine Meinung als Fahrer würde von Sicherheitsaspekten abhängen, insbesondere mit Blick auf Rauheit und Ableitung des Oberflächenwassers, denn es geht ja darum, dass die Reifen beim Bremsen, gerade auf regennasser Straße, Kontakt behalten. Lärm ist ein weiterer wichtiger Aspekt, allerdings eher für Anlieger.

INSA Lyon: Glauben Sie, dass dieser Ansatz ökologisch sinnvoll ist? Warum?

J-MM: Solange keine belastbare Untersuchung zum Lebenszyklus dieses Materials vorliegt, meine ich, dass es schwierig ist, sich über die Auswirkungen auf die Umwelt zu äußern. Persönlich bin ich der Meinung, dass es für Kunststoffabfall viel bessere Verwendungsmöglichkeiten gibt.

INSA Lyon: Kann nach Ihrer Meinung der gesamte Plastikabfall in diesem Projekt verwendet werden? Falls nein: Warum nicht?

J-MM: Soweit ich weiß werden in Frankreich beim Straßenbau keine Abfälle verwendet, denn dafür gelten besondere, strenge Vorschriften, die ihre Nutzung im Bauwesen eingeschränkt. Insbesondere ist nachzuweisen, dass keine toxischen Stoffe verwendet werden.

INSA Lyon: Was sind die möglichen Vor- und Nachteile einer solchen Straße?

J-MM: Gemäß Abfall-Hierarchie der Europäischen Kommission ist anzustreben, aus Plastikabfällen wieder neue Plastikartikel herzustellen, vor allem, da der ökologische Fußabdruck von Plastik viel größer ist als der von Asphalten.
Im Straßenbau geht man davon aus, dass Materialien den Anforderungen der Produktnormen für Asphaltmischgut entsprechen und dass sichergestellt ist, dass die Straßen dauerhaft und wiederverwendbar sind, wie jede mit herkömmlichen Bitumen hergestellte Straße.
Ich meine, dass auch die bei Plastikabfällen anfallenden Kosten ein wichtiger Parameter sind, denn die Betreiber der Infrastruktur verfügen nur über begrenzte Bugdets, und falls sich für sie kein wirtschaftlicher Vorteil verglichen mit herkömmlichen Lösungen ergibt, sind sie kaum interessiert.

INSA Lyon: Aus welchem Grund würden Sie eine derartige Straße födern?

J-MM: Solange keine Untersuchungen vorliegen, die die Qualität gewährleisten, Risiken für die Gesundheit der Arbeiter während Einbau und Wiederverwendung bei der Anwendungen ausschließen, den wirtschaftlichen Nutzen belegen und aufzeigen, dass dies aus Umweltsicht die beste Endanwendung dieser Materialien ist, sehe ich für die beteiligten Seiten keine Veranlassung, diese Lösung zu entwickeln.

INSA Lyon: Was könnte die Einrichtung von Kunststoff-Straßen behindern?

J-MM: Ich denke hauptsächlich an die Risiken bei der berufsbedingten Exposition der Arbeitnehmer beim Einbau der Asphalte, an Qualität und Dauerhaftigkeit, Kosten und mögliche Probleme mit der Wiederverwendung.

INSA Lyon: Müsste man Ihrer Ansicht nach für den Einbau dieser Straßenbeläge über eine besondere Ausbildung verfügen?

J-MM: Es wird wahrscheinlich mindestens eine spezielle Weiterbildung der Asphalteinbau-Kolonnen erforderlich sein, damit die Mitrabeiter wissen, wie Plastikabfälle am besten in die industrielle Fertigung integriert werden. All dies ist aber erst dann möglich, nachdem Laborstudien zur Technologie vorliegen.

INSA Lyon: Meinen Sie, dass Laborversuche durchführt werden sollten? Falls ja: Welche?

J-MM: Meiner Ansicht nach müsste man alle für Asphaltmischgüter üblichen Prüfungen durchführen (z.B. zur Ansprache des Widerstands gegen Ermüdung, des Widerstand gegen Verformung, Alterung etc.), ferner Messungen der Exposition am Arbeitsplatz (bspw. PAK) und die Beurteilung der Eignung für die Wiederverwendung. Plastikabfälle müssen allen rechtlichen Vorgaben genügen, insbesondere auch zu REACh, wie herkömmliche Asphalte auch.